Bild von Simon Faivre, Deputy General Counsel, Head of Litigation and New Business, Swisscom

Mehr Kapazität für Kernaufgaben – für die Rechtsabteilung und das Business.

Jlona Caduff im Chat mit Simon Faivre, Deputy General Counsel, Head Litigation & New Business, Swisscom

Jlona

Guten Morgen Simon, herzlichen Dank für deine Zeit.

Seit mehreren Jahren dürfen wir ja regelmässig mit dir bzw. eurem Rechtsdienst für das Design und Re-Design rechtlicher Inhalte zusammen arbeiten. Wie kam es zu deinem Interesse für das Thema?

Simon

Naja, ich kannte dich damals natürlich sehr gut aus deiner Zeit bei uns, vor deiner Gründung von Legal by Design AG. Ich hatte am Rande immer wieder von Legal Design und Legal Information Design gehört, aber meine Aufmerksamkeit hat das Thema erst geweckt, als du dich für diesen Weg entschieden hast. Da wurde mir klar, dass es dabei nicht um eine «gschpürschmi-fühlschmi» Sache gehen kann, das wäre nicht dein Ding ;-)…

Dann habe ich einige deiner Arbeiten und Referate gesehen und dachte mir, das kann uns auch helfen.

Jlona

Worin siehst du konkret den Mehrwert von Legal Information Design?

Simon

Was wir als Inhouse Jurist:innen – das gilt übrigens auch für externe Rechtsanwält:innen – an Inhalten produzieren, ist wichtig, aber oft sehr komplex und anstrengend für unsere Adressat:innen. Manchmal sogar für uns selbst, wenn wir im konkreten Thema nicht spezialisiert sind.

Wenn wir die Verarbeitung unserer Inhalte für das Business vereinfachen und beschleunigen können, profitiert das gesamte Unternehmen davon. Einerseits wir im Rechtsdienst, indem wir nicht immer wieder dasselbe erklären müssen und effizienter werden – aber auch das Business, indem wir deren Zeit und Energie für unsere Themen soweit wie möglich reduzieren. Wir schaffen uns damit also zusätzliche Kapazität für Kernaufgaben – für uns selbst, aber auch für unser Business.

Darüber hinaus ist es aber auch Image Pflege. Bedingt durch unsere Themen werden wir manchmal als etwas kompliziert, langfädig und wenig innovativ wahrgenommen. Mit Legal Information Design können wir beweisen, dass wir die Bedürfnisse unserer internen und externen Kunden ernst nehmen und auch bereit sind, etwas dafür zu tun.

Jlona

Und dazu kommt ja auch noch, dass Themen wie Human Centered Design, Design Thinking, Usability und User Experience bei euch – eines der grössten und innovativsten Unternehmen der Schweiz – keine neuen Schlagwörter sind. Anders als bei vielen anderen Unternehmen gehören solche Ansätze bei Swisscom seit vielen Jahren zum Standard.

Aber sag mal, wie suchst du eigentlich die Themen aus, mit denen du für ein Design bzw. Re-Design zu uns kommst?

Simon

Da gibt es eigentlich drei Kriterien:

  • Wie wichtig ist das Thema
  • Wie komplex oder umfangreich ist das Thema
  • Wie viele Menschen müssen sich mit dem Thema beschäftigen

In solchen Fällen haben wir einen «payback». Trotzdem möchten wir uns natürlich auch in kleineren Themen weiter entwickeln und den Anforderungen eines modernen Informationsdesigns annähern. Und da freuen wir uns bereits auf die kommenden Schulungen mit dir ;-)…

Jlona

Ja, da habe ich mir ein dickes (aufwendiges..) Ei gelegt – aber ich freue mich natürlich auch schon sehr auf den inspirierenden Austausch mit euch.

Unsere gemeinsamen Projekte sind ja recht bunt gemischt. Von statisch bis digital und interaktiv, von Visuals bis zu textlichen Umsetzungen. Gibt es trotzdem Gemeinsamkeiten in diesen Projekten, welche dir aufgefallen sind bzw. eure Legal Information Design Projekte auszeichnen?

Simon

Ja, eigentlich sind immer drei Elemente matchentscheidend für den Erfolg eines solchen Projektes.

  • Die Idee bzw. das Konzept muss funktionieren und umsetzbar sein
  • Der Zugang zu den Themen muss aus der Perspektive unserer Adressat:innen möglichst logisch und intuitiv sein
  • Die hierarchische Priorisierung sowie sinnvolle Bündelung und Verdichtung der Inhalte

Jlona

Gibt es auch Gemeinsamkeiten im Vorgehen und Ablauf eines solchen Projektes?

Simon

Nein, eigentlich nicht, das kommt immer auf die individuellen Projektanforderungen an. Manchmal sind Researches sinnvoll, manchmal gibt es Workshops und Walkthroughs und in anderen Fällen eine kurze Besprechung und dann lassen wir dich einfach mal machen.

Wir haben aber gelernt, dass es am sinnvollsten ist, dir das Thema in den Kopf zu setzen und einfach eine Zeitlang «drüllen» zu lassen, bis du mit deinen Ideen wieder auf uns zukommst.

Die Flexibilität im Vorgehen schätzen wir sehr. Du bist keine «Evangelistin» bestimmter Ansätze oder Methoden und dank deiner Unabhängigkeit von Toolherstellern kannst du uns auch immer das für den konkreten Zweck geeignetste Werkzeug vorschlagen. Das müssen nicht immer nur coole, digitale und interaktive Umsetzungen sein, manchmal erfüllen auch Word, Powerpoint oder PDF’s den angepeilten Zweck.  

Jlona

Das stimmt. Trotzdem scheinst du zwischenzeitlich recht angefixt zu sein von unseren LegalMaps, die wir bereits für allerlei Themen entwickelt haben. Ich selbst bin auch ein grosser Fan davon und liebe es zu «mappen», aber was gefällt dir persönlich besonders gut daran?

Simon

Ich habe für uns bisher drei verschiedene Use Cases der LegalMaps entdeckt.

  • Effizienz und Wissenstransfer: Das in den Köpfen, Ablagen, Mailboxen unserer Legals bereits vorhandene Wissen und Arbeitsergebnisse sammeln wir und bereiten es strukturiert und im jeweiligen Kontext für alle zugänglich auf. Damit werden wir als Team flexibler, bauen bis zu einem bestimmten Grad monopolistische «Wissensilos» ab, fördern die Einsatz- und Arbeitsmarktfähigkeit unserer Legals und vermeiden Ressourcenverschwendung, indem bereits vorhandene Arbeitsergebnisse wieder verwendet werden können.
  • Befähigung der Linie: Hier geht es darum, umfangreiche und komplexe Themen übersichtlich, kontextuell und konkret dem Business zu vermitteln. Gerade in Themen in denen wir auch noch Templates, Tools, Verantwortlichkeiten und Prozesse haben, gibt es eigentlich fast keinen anderen Weg als solche digitalen Maps.
  • Präsentation des Teams: aktuell sind wir ja in einem Projekt, in dem wir eine LegalMap auch für die Präsentation unseres Teams, unserer Know-how Plattformen und unserer Services entwickeln. Gerade in einem grossen Unternehmen kann es schwierig sein, die richtigen Ansprechpartner für das jeweilige Thema überhaupt zu finden. Mit unserer sogenannten «Legal Landingpage» wollen wir aufzeigen, was wir alles tun und wobei wir wem helfen können. Und insbesondere wollen wir vermeiden, dass die Hilfesuchenden innerhalb des Rechtsdienstes oder zwischen Schnittstellenbereichen von einer Stelle bzw. Person zur nächsten verwiesen werden.

Jlona

Genau das finde ich so grossartig an der Zusammenarbeit mit euch. Bei vielen Jurist:innen ist die Vorstellungskraft abseits der traditionellen Denk- und Arbeitsweise noch recht wenig ausgeprägt. Bei euch andererseits sprudeln die Ideen, was man noch alles anders und besser machen könnte! Einfach Hammer.

Vielen lieben Dank Simon für den spannenden Chat. Ich freue mich auf alle eure neuen Ideen!